Produktivität steigern: Nutze den Flow-Zustand für Höchstleistungen

Manchmal fällt es uns sehr schwer, eine Aufgabe zu erledigen. Die Zeit schleppt sich währenddessen dahin und es fühlt sich an, als wäre das Raum-Zeit-Kontinuum gekrümmt und wir könnten die Sekundenzeiger unendlich langsam im Hintergrund ticken hören. Manchmal schieben wir eine Aufgabe auch lange vor uns her, finden Ausreden, sie nicht zu erledigen oder beenden sie schon nach Kurzem wieder. Manchmal hingegen fällt es uns unglaublich leicht, eine Aufgabe zu erledigen und wir sind sehr in sie vertieft, dass wir alles um uns herum vergessen. Die Zeitwahrnehmung verschwindet und wir könnten gefühlt ewig weiterarbeiten. Woran liegt das? Man hat in diesem Moment den Flow-Zustand erreicht.

Der Flow-Zustand

Du erkennst an folgenden Merkmalen, dass du im Flow-Zustand bist:

  • Du bist völlig auf eine Tätigkeit konzentriert und schweifst mit deinen Gedanken nicht ab.
  • Du vergisst die Zeit.
  • Du vergisst alles andere um dich herum.
  • Die Tätigkeit fühlt sich mühelos an.
  • Du bist motiviert weiterzumachen und möchtest gefühlt gar nicht mehr aufhören.

Flow zu erleben ist überhaupt nichts Ungewöhnliches. Du warst schon unzählige Male in diesem Zustand und du hast auch schon viele Menschen in diesem Zustand beobachtet und erlebt. Wenn du dir beispielsweise ein Konzert oder eine Sportveranstaltung anschaust, kannst du davon ausgehen, dass die Künstler und Sportler in diesem Zustand des absoluten Eintauchens in der Tätigkeit sind, denn dort können sie Höchstleistungen vollbringen. Viele Tätigkeiten sind besonders bekannt dafür, dass man dabei in den Flow kommt, so etwa sportliche oder künstlerische Aktivität. Aber man kann in nahezu jeder Aktivität Flow erleben. Auch bei Tätigkeiten, zu denen wir uns oft „zwingen“ müssen, kann man unter den richtigen Bedingungen den Flow Zustand erreichen, etwa beim Aufräumen oder Schreiben von Berichten für die Arbeit.

Den Flow-Zustand erreichen

Es fällt uns je nach Tätigkeit manchmal gar nicht schwer, in den Flow Zustand zu kommen. Vermutlich hast du auch ein Hobby, das dir sehr leicht fällt und bei dem du die Zeit vergisst und nicht mehr aufhören willst. Bei anderen Aktivitäten fällt es uns aber schwerer, in den Flow-Zustand zu kommen. Es kann daher hilfreich sein, die Rahmenbedingungen zu verändern, sodass es uns auch bei diesen Aktivitäten leichter fällt, diesen Modus zu erreichen. Um den Flow-Zustand zu kommen, ist es wichtig, dass eine Tätigkeit nicht zu schwer und nicht zu leicht. Videospiele bedienen sich dieses Prinzips. Wenn du direkt im ersten Level gegen den Endgegner kämpfen müsstest, wäre es viel zu schwer und du würdest nur verlieren und irgendwann frustriert aufgeben. So kann man nicht in den Flow-Zustand kommen. Daher beginnt man beim ersten Level erst einmal mit den Grundlagen, es ist aber trotzdem schwer genug, um interessant zu sein und nicht langweilig zu werden. Es steigert sich die Schwierigkeit beständig, es bleibt interessant und man lernt so mühelos dazu, hat Spaß und befindet sich im Flow.

Um bei einer Tätigkeit in den Flow-Zustand zu kommen, darf sie nicht zu schwer sein, sondern muss deinem aktuellen Level entsprechen, ähnlich wie bei einem Videospiel. Wenn du also beispielsweise ein Musikinstrument lernen willst und mit einem Stück beginnst, dass zu schwer ist für dein „Level“, dann wirst du unmöglich in den Flow Zustand kommen. Bevor du dich an dieses Stück wagen kannst, musst du erst mit einfacheren Übungen „Aufleveln“. Und so ist es bei allem im Leben.

Voraussetzungen für Flow

  • Die Aufgabe darf nicht zu schwer sein, sonst löst sie schnell Gefühle von Angst, Überforderung und Frustration aus.
  • Die Aufgabe darf nicht zu leicht oder eintönig sein, sonst löst sie schnell Gefühle von Langweile, Unterforderung und Genervtheit aus.

Überfordernde Aufgaben leichter machen

Wenn dich eine Aufgabe überfordert, dann fühlt es sich an, als würdest du mit einem zu niedrigen Level und schlechter Ausrüstung einem starken Endgegner entgegentreten. Du spürst, es kann nicht funktionieren, du bekommst Angst und willst mit der Tätigkeit gar nicht erst beginnen. Oder du startest und fühlst dich aber schnell überfordert und gibst irgendwann vielleicht frustriert auf. Es ist also wichtig, die Aufgabe leichter zu machen, hier ein paar Ideen wie das gelingen kann:

  • Unterstützung von jemandem holen, der in der Tätigkeit geübter ist. Dabei kannst du dir direkt Rat und Hilfe von einem Kollegen, Vorgesetzten, Freund, Trainer, Lehrer usw. holen.
  • Dich zu dem Thema fortbilden. Du kannst auch einen (Online-)Kurs besuchen, Youtube-Videos dazu ansehen, ein Buch und Artikel zu dem Thema lesen, …
  • Die Aufgabe gemeinsam mit jemanden lösen, der ein „höheres“ Level hat.
  • Die Aufgabe in verschiedene Teilaufgaben aufteilen und mit den Aspekten beginnen, die am einfachsten sind, um sich langsam vorzutasten.
  • Den eigenen Anspruch herunterschrauben und sich zum Ziel setzen, erst einmal einen ersten Entwurf zu erstellen, der dem aktuellen Fähigkeitslevel entspricht und diesen später (eventuell mithilfe von jemand anderem) zu überarbeiten.
  • Manchmal kann man es sich auch leichter machen, indem man Aufgaben delegiert an andere, die besser darin sind. So kann man etwa einen Steuerberater für die Erledigung der Steuererklärung engagieren, statt sich über viele Stunden mühsam in die Thematik einzuarbeiten. Ebenso kann man bei der Arbeit eventuell auch bevorzugt Aufträge annehmen, die einem bereits leichter fallen als jene, bei denen man sich überfordert fühlt.

Unterfordernde Aufgaben interessanter machen

 Bei Aufgaben, die uns unterfordern oder eintönig sind, besteht die Gefahr, dass wir uns schnell langweilen und so nicht lange durchhalten. Hier ein paar Ideen, wie man solche Tätigkeiten interessanter machen kann:
  • Bei tristen Aufgaben kannst du dir ein Zeitlimit setzen, um sie schnell zu erledigen, um so etwas mehr Pep hereinzubringen. Wenn du die Tätigkeit häufiger machen musst, kannst du versuchen, deinen eigenen Rekord immer wieder zu unterbieten. Du kannst auch „Wettrennen“ mit jemand anderem machen, der eine ähnliche Aufgabe erledigen muss. Wer als Erstes fertig ist, gewinnt. So bekommt die Aufgabe einen spielerischen Touch.
  • Du kannst die Tätigkeit vielleicht auch mit etwas anderem verbinden, das dich mehr interessiert. So kann man beispielsweise beim Aufräumen, Sortieren, Ausführen von Trainingsübungen etc. ein Hörbuch oder einen Podcast hören und es so unterhaltsamer gestalten.
  • Manchmal ist es auch möglich, triste Aufgaben durch technologische Mittel zu vereinfachen und beschleunigen. So kann man sich beispielsweise mit einer Wasch- und Spülmaschine viel langwieriges Waschen sparen, was man zuvor hätte per Hand machen müssen. Nutze daher die Vorteile verschiedener Geräte, Programme oder auch von AI, um dir triste Aufgaben abzunehmen oder diese zu beschleunigen.

Atmosphäre und Verhalten flexibel anpassen

 Um den Flow zu kommen, kannst du auch die Atmosphäre so gestalten, dass es dir leichter fällt, dich zu konzentrieren und zu fokussieren. Das kann je nach Tätigkeit und Typ ganz anders sein. Ich höre beispielsweise gern entspannte Musik im Hintergrund, während ich Texte wie diese schreibe, dadurch komme ich leichter in den Flow und bleibe auch länger in diesem Zustand. Wenn ich merke, dass meine Aufmerksamkeit abschweift und ich nicht mehr weiterschreiben will, da es sich zu „eintönig“ anfühlt, bringe ich etwas Abwechslung herein, indem ich beispielsweise nach geeigneten Bildern suche oder Bilder zeichne. Wenn ich merke, dass ich an einer Stelle nicht mehr weiter weiß und mich „überfordert“ fühle, höre ich auf zu schreiben und lese etwas zu dem Thema oder schaue mir ein Video dazu an, um etwas Input zu bekommen. Dadurch weiß ich dann leichter, wie ich weiterschreiben kann. Bei für mich eher „langweiligen“ Aspekten wie etwa dem Korrekturlesen lasse ich gern eine Serie oder etwas Ähnliches nebenbei laufen, um es so interessanter zu machen. Wie man in dem Beispiel sehen kann, ist der Flow-Zustand ein Prozess und man muss immer mal wieder nachjustieren, um in diesem Zustand bleiben zu können.
Vielleicht merkst du beispielsweise am Anfang, dass dir Musik guttut, um anzufangen, später merkst du aber vielleicht, dass dich die Musik stört, dann mach sie aus. Du wirst mit der Zeit ein Gefühl dafür bekommen, wie du den Flow Zustand gut erstellen und halten kannst und wann du etwas verändern musst.

Zeit loszuschwimmen

Ich hoffe, dieser Artikel hilft dir leichter in den Flow-Zustand zu kommen und darin zu „schwimmen“. Denn laut dem Forscher Mihály Csíkszentmihályi, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, sind die Menschen glücklicher, die sich häufig im Flow-Zustand befinden. In seinem Buch „Flow: Das Geheimnis des Glücks“ kannst du mehr dazu erfahren, wenn du noch Tiefer in die Thematik eintauchen willst. Schreibe gern deine Erfahrungen mit dem Flow-Zustand in die Kommentare und was dir dabei hilft, schnell in diesen Modus zu kommen oder dortzubleiben. Falls es dir trotzdem schwerfällt, mit einer Aufgabe anzufangen, kannst du hier auch noch mehr über den Umgang mit Prokrastination erfahren. Und wenn du dir weitere Unterstützung von mir wünscht, melde dich gern bei einer Onlineberatung an.
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