Irgendetwas lähmt dich? Du kommst nicht weiter? Traust dich nicht? Zweifelst immer wieder an dir und deinen Fähigkeiten oder an den Menschen in deinem Leben? Das sind ein paar Beispiele, hinter denen sich ein negativer Glaubenssatz verbergeben kann. Im folgenden Artikel lernst du, wie du diese negativen Denkmuster in 6 Schritten auflösen kannst, um ein freies und glücklichers Leben zu führen. Du kannst dir den Inhalt auch in folgender Podcast-Folge anhören:
Inhaltsverzeichnis
Negative Glaubenssätze
Glaubenssätze sind feste Überzeugungen, die wir über uns und die Welt haben, diese sind uns mehr oder weniger bewusst. Negative Glaubenssätze sind fest in uns verwurzelte Annahmen, die uns innerlich blockieren und einschränken. Sie führen dazu, dass wir weniger Spaß und Erfolgserlebnisse haben, als wir könnten. Man kann sich diese negativen Glaubenssätze vorstellen wie ein inneres Gefängnis, von dem wir manchmal nicht einmal wissen, dass wir es selbst erschaffen haben.
Beispiele für negative Glaubenssätze
- „Ich bin nicht gut genug“ (Thema Erfolg)
- „Ich bin nicht liebenswert“ (Thema Liebe/Beziehung)
- „Ich bin nicht gewollt/willkommen“ (Thema Zugehörigkeit)
- „Ich bin machtlos“ (Thema Kontrolle)
- „Ich muss mich schützen/wehren“ (Thema Sicherheit)
Selbsterfüllende Prophezeiung
Was sind die Folgen, wenn man so einen negativen Glaubenssatz in sich trägt? Negative Glaubenssätze führen häufig zu „Selbsterfüllenden Prophezeiungen“. Wenn wir beispielsweise glauben, keine Vorträge halten zu können, dann wird dies vermutlich dazu führen, dass wir es vermeiden, Vorträge zu halten. Also können wir gar nicht aus Erfahrungen lernen, ein guter Redner zu werden. So können wir auch nicht die Erfahrung machen, dass es uns gut geglückt ist. Negative Glaubenssätze führen daher häufig dazu, dass wir unser Potenzial nicht ausschöpfen können. Außerdem haben wir aufgrund von inneren Blockaden einen geringeren Handlungsspielraum.
Verzerrte Wahrnehmung
Eine weitere Folge von solchen negativen Glaubenssätzen ist die Tatsache, dass sie unsere Wahrnehmung verzerren. Wir alle kennen die rosarote Brille, mit der man in der Phase der Verliebtheit manches schöner wahrnimmt, als es eigentlich ist. Negative Aspekte des Partners werden zudem ausgeblendet. Den Einfluss eines negativen Glaubenssatzes kann man sich so vorstellen, als hätte man eine dunkel gefärbte Brille auf. Dadurch sieht man manche schönen Aspekte nicht mehr und negative Aspekte werden besonders hervorgehoben.
Beispiel für verzerrte Wahrnehmung durch den Glaubenssatz „Ich bin hässlich“
Zur Veranschaulichung noch ein Beispiel: Besonders bei Frauen findet man häufig negative Glaubenssätze, die sich auf ihr Aussehen beziehen. Beispiele hierfür sind: „Ich bin hässlich“, „Niemand findet mich attraktiv“, „Ich bin zu dick“. Eine Frau mit einem solchen negativen Glaubenssatz sieht die Welt durch diese Brille. Sie wird dadurch beispielsweise im Spiegel nur Dinge an sich sehen, die unattraktiv, hässlich oder fett sind und alle schönen Aspekte ihres Aussehens ausblenden. Stellen wir uns vor, eine solche Frau geht spazieren und dabei begegnen ihr zwei Männer etwa in ihrem Alter. Einer dieser Männer hat einen ernsten Gesichtsausdruck und die Stirn in Falten gelegt, als er ihr begegnet. Der andere sieht sie interessiert an, lächelt ihr freundlich zu und verlangsamt seinen Schritt etwas in der Hoffnung, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Das Tragische ist nun: Diese Frau, die fest davon überzeugt ist, hässlich zu sein, wird nur den Mann, der sie grimmig angeschaut hat, überhaupt wirklich wahrnehmen. Den anderen Mann nimmt sie nur verzerrt wahr, da es in ihrer Welt ja gar nicht sein kann, dass ein Mann sie attraktiv findet.

Negativen Glaubenssätzen auflösen
Da negative Glaubenssätze unser Leben negativ beeinflussen, ist es wichtig zu lernen, diesen Sätzen die Macht über uns zu nehmen. Im Folgenden stelle ich dir ein 6-Schritte Programm vor, mit dem du daran arbeiten kannst, einen negativen Glaubenssatz aufzulösen. Anschließend wird dieser durch einen positiven Glaubenssatz ersetzt.
1. Schritt: Negative Glaubenssätze aufspüren
Der erste Schritt ist zunächst herausfinden, welche negativen Glaubenssätze überhaupt in uns Schlummern und unser Denken und Verhalten beeinflussen. Oft wissen wir nämlich gar nicht, welche negativen oder positiven Glaubenssätze wir haben, da sie tief in unserer Psyche und unserem Unterbewusstsein verankert sind. Es gibt jedoch ein paar Möglichkeiten, diese aufzuspüren.
Eine Möglichkeit ist, sich diese Liste mit negativen Glaubenssätzen einmal langsam durchzulesen. Spüre dabei in deinem Körper nach, ob eine negative emotionale Reaktion auftritt. Wenn du beispielweise spürst, wie sich dein Magen verkrampft, die Kehle zuschnürt oder du traurig wirst, könnte dies darauf hinweisen, dass dieser negative Satz in seinem Seelenleben eine Rolle spielt. Diese Liste ist aber natürlich nur ein Ausschnitt, dein Glaubenssatz könnte auch anders sein. Vielleicht fällt dir beim Lesen auch etwas für dich Passenderes ein.
Eine andere Möglichkeit ist es, sich die Situation, in der du dich blockiert fühlst, einmal genau vorzustellen und zu überlegen, welcher negative Satz dahinterstecken könnte. Auch hierbei kannst du, um Ideen zu sammeln, die Liste zur Hand nehmen.
2. Schritt: Den Ursprung negativer Glaubenssätze ergründen
Es ist hilfreich herauszufinden, wann der negative Glaubenssatz entstanden ist, um ihm seine Macht zu nehmen. Negative Glaubenssätze entstehen häufig in der Kindheit und Jugend. Vielleicht hat uns ein Erwachsener dies gesagt, als wir noch ein Kind waren. Wir haben es daraufhin geglaubt, da wir dachten, dass es wahr sein muss, wenn es ein Erwachsener sagt. Vielleicht haben wir auch bestimmte Sätze oder Familienmottos immer wieder gehört und sie schließlich geglaubt. Wenn man beispielsweise als Kind immer wieder hört „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“, kann dies dazu führen, dass man später den Glaubenssatz „Ich darf keine Gefühle zeigen“ entwickelt. Dies kann wiederum später die Kommunikation in Beziehungen sehr erschweren und der Nähe entgegensteht. Vielleicht haben wir auch negative Erfahrungen gemacht und daraus unsere Schlüsse gezogen.
3. Schritt: Negative Glaubenssätze hinterfragen
Wenn du herausgefunden hast, welcher negative Glaubenssatz dich blockiert, ist es an der Zeit, diesem seine Macht über dich zu nehmen. Wie bereits erwähnt, entstehen negative Glaubenssätze meist in der Kindheit. Mach dir bewusst, dass du heute kein Kind mehr bist und dass du die alten Überzeugungen hinterfragen kannst. Stimmt das überhaupt? Gibt es überhaupt genug Beweise, die besagen, dass es so ist? Oder ist dieser Gedanke nur ein Artefakt aus einer alten Zeit? Immer wenn du den negativen Glaubenssatz hinterfragst, reißt du etwas mehr von deinem inneren Gefängnis ein.
4. Schritt: Positiven Glaubenssatz finden
Nun ist es an der Zeit, einen positiven Satz zu finden, der dem negativen Glaubenssatz entgegensteht. Hierbei ist es wichtig, einen Satz zu finden, den du glauben kannst und der sich stimmig anfühlt. Nehmen wir hierfür wieder das Beispiel „Ich kann keine Vorträge halten“. Diesen Satz könntest du nun umwandelst in das genaue Gegenteil und dir sagen „Ich bin super darin, Vorträge zu halten!“. Jedoch wird sich dann vermutlich etwas in dir sträuben. Schließlich bist du vielleicht wirklich nicht gut darin, weil du es ja immer vermieden hast. Wenn du jedoch einen Satz findest wie: „Mit jedem Vortrag, den ich halte, werde ich besser darin!“, dann entspricht dies der Wahrheit, denn Übung macht den Meister. Damit ist der negative Satz, dass du es eben einfach nicht kannst, widerlegt. Je öfter du jetzt einen Vortrag hältst, umso besser wirst du werden. Und so wird es dir auch leichter gelingen, von anderen zu lernen und dir etwas abzuschauen, weil du jetzt weißt, dass du es auch schaffen kannst, gut zu werden.

5. Schritt: Positiven Glaubenssatz üben
Notiere dir nun deinen positiven Glaubenssatz gut sichtbar in deiner Umgebung, sodass du ihn immer wieder lesen wirst. Eine gute Möglichkeit ist es, den Satz direkt an den Spiegel zu hängen, damit es das Erste ist, was du am Morgen liest und das Letzte, bevor du schlafen gehst. Rufen dir diesen neuen Satz nun immer wieder ins Gedächtnis, dadurch lernst du „umzudenken“. Dadurch dringt der neue Glaubenssatz auch immer mehr in dein Unterbewusstsein ein. Das Ziel ist es, den neuen Satz so gut zu üben, dass du ihn auch in den Situationen parat hast, in denen früher der alte Glaubenssatz automatisch dein Denken und Handeln bestimmt hat.


6. Schritt: Korrigierende Erfahrungen machen
Der nächste Schritt ist es, mutig zu sein und es zu wagen, es anders zu machen. Dadurch haben wir die Chance, die Erfahrung zu machen, dass der negative Glaubenssatz nicht stimmt. Dadurch können wir ihn zudem mit neuen Erfahrungen überschreiben. In der Psychologie nennen wir das „korrigierende Erfahrungen“. Je mehr dieser Erfahrungen du sammelst, desto mehr verliert der alte Satz an Macht über dich. Dadurch kannst du befreit von diesen inneren Blockaden mit der Zeit immer freier und Selbstbestimmter leben.
Die 6 Schritte anhand eines Beispiels zusammengefasst
Ein Glaubenssatz, der mir in der Arbeit mit depressiven Menschen immer wieder begegnet ist, lautet „Ich darf nicht Nein sagen“. Dieser Glaubenssatz stammt meist aus einer Zeit in der Kindheit, in der es sehr negative Konsequenzen für das Kind gegeben hätte, wenn es Nein gesagt hätte. Beispielsweise hätten die Eltern daraufhin mit körperlicher oder verbaler Gewalt reagiert, das Kind bestraft oder mit Liebesentzug reagiert. Für ein Kind sind solche Bedrohungen existenziell, da es absolut abhängig ist von dem Wohlwollen der Eltern, um überleben zu können. Das Kind kann nicht einfach sagen „Ok, ich zieh aus, das wird mir hier zu blöd“ und muss sich anpassen. Schnell ist ein Glaubenssatz geboren wie „Ich darf nicht Nein sagen“. Damit werden die Eltern bei Laune gehalten und sie werden dem Kind gegenüber mit höherer Wahrscheinlichkeit wohlwollend reagieren. Es ist also absolut überlebensnotwendig, in dieser Phase des Lebens diesen Satz zu entwickeln und sich danach zu verhalten. Doch was passiert nun mit diesem Kind im Erwachsenenleben? Diese Person wird sich vermutlich viel zu viel aufhalsen, weil sie nun auch gegenüber dem Partner, den Freunden, Familienmitgliedern, Kollegen und Chefs nicht Nein sagen kann. Nun ist sie jedoch von diesen Menschen nicht mehr so abhängig und könnte es durchaus wagen, einmal Nein zu sagen. Je häufiger diese Person nun über ihren Schatten springt und Nein sagt, umso leichter wird es ihr fallen. Dadurch wird sie die Erfahrung machen, dass es nicht so schlimme Folgen hat wie befürchtet und dass die meisten Menschen damit umgehen können, ein Nein zu hören.
Arbeitsblatt: Eigene negative Glaubenssätze auflösen
Ich habe ein Arbeitsblatt erstellt, mit dem du daran arbeiten kannst, eigene negative Glaubenssätze aufzulösen. Du kannst hierbei eine eigene Situation auszuwählen, in der du dich beispielsweise blockiert und gelähmt fühlst. Dann geht es darum herauszufinden, welcher negative Glaubenssatz dahinterstecken könnte. Im Anschluss arbeitest du daran, deinen Glaubenssatz zu hinterfragen und ihm einen positiven Glaubenssatz entgegenzustellen.